Wandfeuchte messen: So geht’s richtig

Feuchte Wände sind ein Risiko für Bausubstanz und Gesundheit. Wer frühzeitig die Wandfeuchtigkeit misst, kann Schimmelbildung und hohe Sanierungskosten vermeiden. Mit dem richtigen Feuchtigkeitsmessgerät für Wände lassen sich genaue Werte ermitteln und mit einer Feuchtigkeit-%-Tabelle bewerten. So erkennen Sie, ob die Wand noch im normalen Bereich liegt oder bereits Handlungsbedarf besteht. Dieser Ratgeber erklärt, wann Sie messen sollten, wie die Geräte funktionieren und wann ein Experte nötig ist.

Wandfeuchte messen: So geht’s richtig
Wandfeuchte messen: So geht’s richtig

Das Wichtigste in Kürze

  • Feuchte Wände frühzeitig erkennen, um Schimmel und Schäden zu vermeiden.
  • Kapazitive oder resistive Feuchtigkeitsmessgeräte liefern zuverlässige Werte.
  • Die Feuchtigkeit-%-Tabelle hilft bei der Interpretation der Messergebnisse.
  • Einfache Geräte kosten 70–300 Euro, Profi-Geräte über 200 Euro.
  • Bei unklaren Ursachen oder Streitfällen besser Gutachter beauftragen.

Wie misst man Wandfeuchtigkeit richtig?

Die Wandfeuchtigkeit misst man mit einem kalibrierten Feuchtigkeitsmessgerät, das kapazitiv oder resistiv arbeitet. Das Gerät wird senkrecht zur Wand gehalten, Finger dürfen den Sensor nicht berühren. Wichtig sind mehrere Messpunkte, Abstand zu Ecken und metallischen Einbauten sowie der Abgleich mit einer Feuchtigkeit-%-Tabelle.

Wann sollten Sie die Wandfeuchte messen?

Die Wandfeuchte sollte immer dann gemessen werden, wenn Anzeichen für Feuchtigkeit sichtbar sind. Dazu gehören dunkle Flecken, abblätternder Putz, modriger Geruch oder klamme Raumluft. Wer Schimmel vorbeugen möchte, sollte bereits beim ersten Verdacht messen. Besonders nach Wasserschäden, Rohrbrüchen oder bei älteren Gebäuden lohnt sich eine regelmäßige Kontrolle.

In Altbauten steigt Feuchtigkeit häufig durch kapillar aufsteigende Nässe auf. Auch in Neubauten kann Feuchtigkeit durch unzureichende Trocknung entstehen. Eine Feuchtigkeitsmessung gibt Klarheit über den Zustand der Bausubstanz. Sie hilft, Sanierungen gezielt zu planen, bevor Schäden entstehen. Frühzeitiges Handeln spart nicht nur Kosten, sondern schützt auch die Gesundheit der Bewohner.

Typische Anzeichen für eine feuchte Wand

Feuchte Wände zeigen sich oft zuerst durch optische Veränderungen. Sichtbare Verfärbungen oder feuchte Stellen sind deutliche Hinweise. Ein modriger Geruch trotz regelmäßigem Lüften deutet ebenfalls auf Feuchtigkeit hin. Salzausblühungen oder abblätternder Putz sind typische Begleiterscheinungen, die auf Feuchte im Mauerwerk hindeuten.

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Auch Schimmelbildung an kalten Wandbereichen zählt zu den Warnsignalen. Diese „Kälteinseln“ entstehen, wenn sich an schlecht isolierten Flächen Kondenswasser bildet. In vielen Fällen ist die Ursache jedoch nicht sofort sichtbar. Eine Messung der Wandfeuchtigkeit ist daher die einzige Möglichkeit, das Ausmaß exakt festzustellen. Nur mit klaren Messwerten lässt sich beurteilen, ob die Feuchte oberflächlich oder tief im Mauerwerk sitzt.

Feuchtigkeit richtig messen – Schritt für Schritt

Eine korrekte Messung beginnt mit einem kalibrierten Messgerät. Moderne Modelle arbeiten kapazitiv oder resistiv. Bei der kapazitiven Methode misst das Gerät die elektrische Kapazität, bei der resistiven den elektrischen Widerstand des Materials. Vor jeder Messung sollte das Gerät kalibriert werden. Danach hält man es senkrecht an die Wand, ohne die Sensorfläche zu berühren. Messungen sollten an mehreren Punkten und in verschiedenen Höhen erfolgen.

Der Abstand zu Steckdosen, Metallteilen oder Ecken ist wichtig, um Fehlmessungen zu vermeiden. Wer absolute Präzision benötigt, kann das DARR-Verfahren nutzen, bei dem Proben im Labor getrocknet und gewogen werden. Für den Hausgebrauch reicht jedoch meist ein hochwertiges Handmessgerät aus, um erste Rückschlüsse zu ziehen.

Feuchtigkeitsmessgerät – Kosten und Funktionen

Bevor Sie ein Messgerät kaufen, sollten Sie überlegen, wie oft Sie es nutzen wollen. Für eine einmalige Messung lohnt sich die Anschaffung kaum – in diesem Fall reicht ein Leihgerät. Wer jedoch regelmäßig Wände kontrollieren oder Trocknungsvorgänge dokumentieren will, sollte in ein solides Gerät investieren. Einfache kapazitive Modelle sind bereits ab etwa 70 Euro erhältlich. Sie bieten eine ausreichende Genauigkeit für Privatnutzer.

Hochwertigere Geräte ab 200 Euro verfügen über erweiterte Sensoren, speichern Messreihen und messen in einem Bereich bis 200 Digits. Diese Modelle liefern präzise Vergleichswerte über längere Zeiträume. Für professionelle Anwendungen, etwa bei Bauüberwachung oder Gutachten, sind multifunktionale Feuchtigkeitsmesser ideal. Sie erkennen Unterschiede zwischen Putz, Beton und Ziegel und zeigen Messwerte digital oder grafisch an.

Feuchtigkeit-%-Tabelle: Werte richtig interpretieren

Um die Messergebnisse einzuordnen, hilft eine Feuchtigkeit-%-Tabelle. Die meisten Geräte geben Werte in sogenannten „Digits“ an. Diese müssen mithilfe einer Tabelle interpretiert werden, um die tatsächliche Feuchte zu bestimmen.

Zustand Digits Feuchtigkeit (%)
Trocken bis 40 unter 80 %
Feucht 40–80 80–100 %
Nass über 80 über 100 %
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Diese Tabelle zeigt, ab wann eine Wand kritisch feucht ist. Werte über 80 Digits bedeuten, dass das Mauerwerk gesättigt ist. Besonders wichtig ist es, Geräte zu verwenden, die speziell für das jeweilige Material ausgelegt sind. So unterscheiden sich die Leitfähigkeit und Dichte von Beton, Ziegel oder Putz deutlich. Nur durch angepasste Vergleichswerte lässt sich die tatsächliche Wandfeuchtigkeit korrekt bewerten.

Welche Messgeräte-Typen gibt es?

Feuchtigkeitsmessgeräte unterscheiden sich in Bauweise und Messprinzip. Kugelkopfmessgeräte messen zerstörungsfrei und eignen sich gut für Oberflächenprüfungen. Geräte mit Einstechfühlern sind invasiv und liefern exakte Ergebnisse im Wandinneren. Sie dringen ins Material ein und erfassen die Feuchte in tieferen Schichten. Multifunktionsgeräte kombinieren beide Verfahren und bieten höchste Genauigkeit. Sie können zusätzlich Temperatur, Taupunkt oder Luftfeuchtigkeit messen.

Beim Kauf sollten Sie darauf achten, dass das Gerät für das verwendete Material geeignet ist. Manche Modelle sind nur für Putz, andere auch für Beton oder Holz ausgelegt. Moderne Geräte zeigen die Werte digital an und ermöglichen Datenexport für Dokumentationen. Eine regelmäßige Kalibrierung sichert die Messgenauigkeit langfristig.

Wann ein Experte nötig ist

Manchmal reicht eine Eigenmessung nicht aus. Wenn sich trotz Lüften und Heizen keine Verbesserung zeigt, ist ein Gutachter gefragt. Ein Sachverständiger kann die Ursache genau bestimmen – etwa undichte Leitungen, fehlende Abdichtungen oder aufsteigende Feuchte. In Mietwohnungen ist eine professionelle Messung oft entscheidend, um Streitigkeiten zu vermeiden.

Gutachter erstellen gerichtsfeste Messprotokolle, die den Feuchtigkeitsgehalt und die Schadensursache belegen. Auch bei großflächigem Schimmel oder nach einem Wasserschaden ist eine Fachmessung sinnvoll. Experten nutzen thermografische Verfahren oder Materialanalysen, um Problemzonen zu lokalisieren. So lassen sich Sanierungsmaßnahmen gezielt planen und kostspielige Fehlentscheidungen vermeiden.

Fazit

Wandfeuchtigkeit zu messen ist die beste Vorsorge gegen Schimmel und teure Sanierungen. Mit einem guten Feuchtigkeitsmessgerät, etwas Sorgfalt und regelmäßiger Kontrolle können Sie Feuchteprobleme früh erkennen. So schützen Sie nicht nur Ihr Zuhause, sondern auch Ihre Gesundheit.

Quellen zur Wandfeuchte messen:


FAQs zum Thema Wandfeuchte messen

Was ist Wandfeuchte und warum ist sie ein Problem?

Wandfeuchte beschreibt den Feuchtigkeitsgehalt in Baustoffen einer Wand. Ein zu hoher Feuchtigkeitsgehalt kann zu Schimmelbildung, Bauschäden und einer Verschlechterung der Wärmedämmung führen.

Welche Messmethoden zur Bestimmung der Wandfeuchte gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zerstörungsfreien Messungen (z.B. die dielektrische Methode) und zerstörenden Messungen (z.B. die Darr-Methode oder die CM-Methode). Die Wahl der Methode hängt vom Baustoff und dem gewünschten Genauigkeitsgrad ab.

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Wie funktioniert die zerstörungsfreie, dielektrische Messung?

Dabei wird ein Messgerät an die Wand gehalten, das ein elektrisches Feld erzeugt. Die Feuchtigkeit verändert die Dielektrizitätskonstante des Materials, woraus das Gerät den Feuchtewert ableitet.

Welche Vor- und Nachteile hat die zerstörungsfreie Messung?

Der größte Vorteil ist die schnelle Messung ohne Beschädigung der Oberfläche, was sie ideal für die Erstuntersuchung macht. Der Nachteil ist die geringere Genauigkeit im Vergleich zu Laborverfahren und die Abhängigkeit von der Materialart.

Was ist die CM-Methode und wann wird sie eingesetzt?

Die Calciumcarbid-Methode (CM-Methode) ist ein chemisches Verfahren, das eine exakte Bestimmung des Feuchtegehalts erfordert. Sie wird oft bei Estrich oder zur Beweissicherung eingesetzt, da sie als sehr zuverlässig gilt.

Wie interpretiert man die Messwerte eines Feuchtemessgeräts?

Die Messwerte werden meist als Prozentgehalt (Masse- oder Gew.-%) oder auf einer Skala (digitale Skala) angegeben. Für eine genaue Beurteilung sind Referenzwerte für trockene Baustoffe nötig, die je nach Material variieren.

Welche Geräte eignen sich für Laien zur ersten Einschätzung?

Für eine schnelle und einfache erste Einschätzung eignen sich handliche, zerstörungsfreie Indikatoren (Feuchtefühler). Diese liefern zwar keine exakten Laborwerte, können aber schnell Problemzonen aufzeigen.

Kann man mit einem Oberflächenmessgerät auch Feuchtigkeit in tieferen Schichten messen?

Viele dielektrische Geräte bieten eine Messung bis zu einigen Zentimetern Tiefe an, abhängig von Frequenz und Bauweise. Um die Feuchte im gesamten Querschnitt einer dicken Wand zu bestimmen, sind oft Kernbohrungen oder spezielle Sonden nötig.

Was ist der Unterschied zwischen relativer und absoluter Feuchte?

Die absolute Feuchte gibt die Masse des Wassers im Material (oft in Masse-%), während die relative Feuchte das Verhältnis der aktuellen Feuchte zur Sättigungsfeuchte bei dieser Temperatur angibt (oft bei Luftfeuchte verwendet). Für Wände ist meist die absolute Materialfeuchte relevant.

Wann sollte man einen Experten für eine Feuchtemessung hinzuziehen?

Ein Sachverständiger sollte hinzugezogen werden, wenn die Ursache der Feuchte unklar ist, Schimmel aufgetreten ist oder eine gerichtsfeste Dokumentation der Messergebnisse benötigt wird. Experten verfügen über das notwendige Wissen und die präzisesten Messgeräte.

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